Inhalt
I. Begriff
Der Begriff Romantik stammt vom altfranzösischen romanz, romant oder roman ab, welche alle Schriften bezeichneten, die in der Volkssprache verfaßt worden. Romantisch bedeutet etwas Sinnliches, Abenteuerliches, Wunderbares, Phantastisches, Schauriges, Abwendung von der Zivilisation und Hingabe zur Natur. Die Romantik als Epoche zeichnete sich durch romantisches Denken und romantische Poesie aus, z.B. Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewußten.
II. Philosophische Grundlagen
Die Philosophischen Grundlagen der Romantik sind eine Gegenposition zur Rationalität der Aufklärung. Ein Vorläufer war in Deutschland die Gefühlsbetontheit der Empfindsamkeit. Eine wichtige Bedeutung erhielt die Romantik auf in Bezug auf die Orientierung an der mittelalterlichen Lebensweise und Kultur und der Hinwendung zur Volkspoesie. Die Philosophie der Romantik war geprägt von einer subjektiven Weltanschauung. In Fichtes Wissenschaftslehre (1794) stand ein von Sittlichkeit befreites und schöpferisches Ich im Mittelpunkt. Außerdem wurde die Einheit von Natur und Geist betont, die z.B. in Schellings Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797) zum Ausdruckt kam.
III. Geschichtsbezug und Historischer Hintergrund
Die Romantik entstand in einem Wechsel von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft und verstärkte die Entwicklung eines bürgerlichen Selbstbewußtseins. Jedoch gab es in der Romantik kaum gesellschaftskritische Stimmen.
1806 kam es zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und zur Gründung des Rheinbundes. 1807-1814 wurden die Preußischen Reformen eingeleitet (Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit, Städteordnung, Heeresreform, Bildungsreform, Judenemanzipation). 1812 zog Napoleon in den Krieg gegen Rußland. In der Zeit zwischen 1813-1815 fanden die Befreiungskriege statt. Vom 16.-19.10.1813 fand die Völkerschlacht bei Leipzig statt. Am 18.06.1815 unterlag Napoleon in der Schlacht bei Waterloo. 1815 wurde der Wiener Kongreß eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde.
1. Literatur der Romantik
Die ersten romantischen Werke waren Wackenroders Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) und Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen (1798). Sie zeigten unterschiedliche Betrachtungsweisen vom Wesen der Kunst. Der eigentliche Beginn der Romantik wird allerdings mit der Vereinigung der Brüder Schlegel, Novalis, Humboldts und Schellings in Jena datiert.
1.1 Epochen der Romantik
Anders als in anderen Epochen, wechselten in der Romantik die literarischen Zentren. Das erste wichtige Zentrum war Jena, zur Zeit der Frühromantik. Heidelberg war das Zentrum der Hochromantik, und Berlin wurde zum Zentrum der Spätromantik.
1.1.1 Frühromantik / Jenaer Romantik (1798-1804)
Das Zentrum der Frühromantik war Jena mit dem Freundeskreis um die Brüder Schlegel, Novalis, Schelling, Humboldt, Veith und Böhmer. Es entstanden hier erste programmatische Dichtungen. Einen großen Einfluß auf die Verbreitung des romantischen Denkens übte A. W. Schlegel mit seinen Vorlesungen aus. Eine große Bedeutung kommt den Jenaern Romantikern zu Gute: sie setzten sich für die Förderung der Weltliteratur ein, z.B. A. W. Schlegel mit seinen Dramenübersetzungen von Shakespeare. Es entstanden auch Literaturzeitschriften (z.B. Athenäum, 1798-1800), in welchen sie ihre Schriften publizierten.
1.1.2 Hochromantik / Heidelberger Romantik (1804-1818) Das Zentrum der Hochromantik war Heidelberg mit den Dichterkreis um Joseph von Eichendorff, Arnim, Brentano. Nebenzentren waren München und Berlin, wo Schelling und Schleiermacher tätig waren. Die besondere Leistung der Hochromantiker war die Förderung der Volkspoesie (Sagen, Märchen, u.ä.), z.B. von Arnim und Brentano mit Des Knaben Wunderhorn oder Kinder- und Hausmärchen und Deutsche Sagen der Gebrüder Grimm.
1.1.3 Spätromantik / Berliner Romantik (1816-1835)
Berlin, mit den Salon der Rahel Levin-Varnhagen, war das Zentrum der Spätromantik. Im Mittelpunkt dieses Dichterkreises standen Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist, E.T.A. Hoffmann, Adam von Müller, Bettina von Arnim und Friedrich de la Motte Fouqué. Im Salon fanden zahlreiche Begegnungen, Diskussionen und Debatten unter den Spätromantikern statt. Nebenzentren waren Wien (Eichendorff, A.W. Schlegel), Schwaben (Uhland, Mörike) und München (Schelling, Görres).
1.2 Literaturtheorie der Romantik Im Vordergrund romantischer Dichtungen standen Stimmungen, Gefühle und Erlebnisse. Mit Fragmentarischen Ausdrucksformen drückten die Dichter das Unbewußte in ihrer Schaffensweise und Wirklichkeitssicht aus. Der Roman als Prosaform konnte dem Anspruch der Universalität zwar gerecht werden, doch wurde von ihm aber kaum Gebrauch gemacht. Die Dramatik blieb in der Epoche der Romantik nur gering ausgeprägt, da ihr die Vermischung von Epik, Drama und Lyrik schwere Sorgen bereitete. Die vorherrschende literarische Gattung war die Lyrik. Im 116. Athenäums-Fragment, das 1798 mit anderen Fragmenten in der Zeitschrift Athenäum erschien, faßte Friedrich Schlegel die wichtigsten Merkmale romantischer Literatur zusammen: "Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie". Progressivität bedeutet Fortschritt, niemals vollendet oder abgeschlossen zu sein und offen für neue Formen und Inhalte zu sein. Die Universalität der Form steht für die Aufhebung der Grenze zwischen den Gattungen und den Künsten. Friedrich Schlegel forderte eine Vermischung von Poesie (an den Vers gebundene Sprache) und Prosa (Alltagssprache), von Genialität (Künstler) und Kritik (Publikum) und von Kunstpoesie und Naturpoesie (Volkspoesie). Freundschaft und Liebe sind das Ideal für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Poetische Individuen sind harmonische Individuen, die auf Liebe und Freundschaft eingehen können. Die Funktion der Poesie ist die Poetisierung, d.h. die Harmonisierung, der Gesellschaft.
1.3 Lyrik der Romantik Die romantische Lyrik war geprägt von einer volksliedhaften Einfachheit und einem Höchstmaß an sprachlicher Kunst sowie der von Goethe eingeleiteten Natur- und Erlebnislyrik. Eine volkstümlich orientierte Lyrik ging von Eichendorff Uhland, Wilhelm Müller, Mörike und Chamisso hervor. Zu den bedeutendsten romantischen Lyrikern zählt Novalis mit seinen Geistlichen Liedern (1799) und die in rhythmisierter Prosa verfaßten Hymnen an die Nacht (1800).
Mondnacht
Joseph Freiherr von Eichendorff
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blüthenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Aehren wogen sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit die Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
1.4 Drama der Romantik Im Drama versuchte man die Verschmelzung mit epischen und lyrischen Formen. Vorbilder der romantischen Dramen waren die Antike und Shakespeare. Trotz der schlechten Ausprägung des Dramas gelang Heinrich von Kleist mit seinen Werk Der zerbrochene Krug die Schaffung eines der ersten modernen Lustspiele. Andere Dichter stellten Ereignisse der deutschen Geschichte oder Themen der germanischen Vorzeit dar.
1.5 Prosa der Romantik Als Vorbild der romantischen Erzählprosa betrachtete man Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre. In der Frühromantik wurden meist Bildungs- und Entwicklungsromane geschrieben, z.B. Novalis' Heinrich von Ofterdingen. Doch auch der romantische Roman verlor, ähnlich dem romantischen Drama, an Bedeutung, da eine zunehmende Vermischung mit Gedichten, Liedern, etc. stattfand. Während die romantische Erzählprosa mehr und mehr an Bedeutung verlor, wuchs das Interesse am, meist in trivialer Form auftretenden, Schauerroman.
2. Literarische Formen
Bildungs- und Entwicklungsroman
Schauerroman
Volkslied
Sage
Märchen/ Kunstmärchen
3. Vertreter
Achim von Arnim (1781-1831)
Bettina von Arnim (1785-1859)
Clemens Brentano (1778-1842)
Adalbert von Chamisso (1781-1838)
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
E. T. A. Hoffmann (1776-1822)
Jakob Grimm (1785-1863)
Wilhelm Grimm (1786-1859)
Heinrich von Kleist (1777-1811)
Wilhelm Müller (1794-1827)
Novalis (1772-1801)
August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
Friedrich Schlegel (1772-1829)
Ludwig Tieck (1773-1853)
Ludwig Uhland (1787-1862)
Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798)
4. Werke
Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) - Wackenroder
Der gestiefelte Kater (1797) - Tieck
Der blonde Eckbert (1797) - Tieck
Franz Sternbald Wanderungen (1798) - Tieck
Athenäum-Fragmente (1798) - F. Schlegel
116. Athenäum-Fragment
Brief über den Roman (1798) - F. Schlegel
Hymnen an die Nacht (1800) - Novalis
Geistliche Lieder (1802) - Novalis
Heinrich von Ofterdingen (1802) - Novalis
Des Knaben Wunderhorn (1806-1808) - Arnim, Brentano
Der zerbrochene Krug (1808) - Kleist
Michael Kohlhaas (1810) - Kleist
Kinder- und Hausmärchen (1812) - Gebrüder Grimm
Fantasiestücke in Callots Manier (1813/15) - Hoffmann
Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) - Chamisso
Die Elixiere des Teufels (1815/16) - Hoffmann
Deutsche Sagen (1816) - Gebrüder Grimm
Nachtstücke (1816) - Hoffmann
Das Marmorbild (1819) - Eichendorf
Die Serapionsbrüder (1819/21) - Hoffmann
Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern (1820/22) - Hoffmann
Die schöne Müllerin (1821) - W. Müller
Lieder der Griechen (1821/24) - W. Müller
Meister Floh (1822) - Hoffmann
Die Winterreise (1824) - W. Müller
Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) - Eichendorff