Der Stalinismus war eine totalitäre Diktatur und als solche ein Unterdrückungs-System. Seinen Straflagern und den durch die wirtschaftlichen Zwangs-Kollektivierungen ausgelösten Hungersnöten sind in der Sowjetunion Millionen von Menschen zum Opfer gefallen. Dieses System hat die Sowjetunion auch allen Ländern aufgezwungen, die nach dem 2.Weltkrieg in ihren Machtbereich gerieten.
Natürlich hat die Sowjetführung selber dabei nicht von Unterdrückung oder Unterwerfung, sondern von Befreiung gesprochen. Aber das haben viele Diktaturen an sich, daà sie sich als Horte wahrer Freiheit gebärden. Auch der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ (FDGB) oder die „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) in der DDR waren gleichgeschaltete Instrumente der totalitären Diktatur. Die wirtschaftliche Ausbeutung der DDR durch die Sowjetunion war enorm: sie summierte sich bis zum Ende der DDR auf das Fünffache dessen, was der 2.Weltkrieg im selben Gebiet an Schäden und Zerstörungen angerichtet hatte. Als Frontstaat zum Westen und deutscher Teilstaat befand sich die DDR zudem in besonders festem Griff des sowjetischen Militärs (dasselbe galt sinngemäà auch die Westdeutschland und die Militärpräsenz der West-Alliierten).
In dem von ihnen besetzten Teil Deutschlands installierten die Sowjets nach dem 2.Weltkrieg die Ulbricht-Clique als neue Machthaber. Diese hatte den 2.Weltkrieg in der Sowjetunion verbracht und kam nun mit der Roten Armee nach Deutschland. Die Kommunisten, die das 3.Reich und den Krieg in Deutschland überlebt hatten und nun aus ihren Verstecken herauskamen, wurden von den neuen Herren nicht am Aufbau der neuen Ordnung beteiligt, sondern beargwöhnt und mit eiskalter Arroganz „links liegengelassen.“
So regierten die DDR-Machthaber als willfährige Erfüllungsgehilfen der sowjetischen Oberherren. Allerdings haben totalitäre Diktaturen als solche die Tendenz, ihre Macht nicht nur gegen Aufruhr von unten, sondern auch gegen Einmischung von auÃen zu sichern. Das galt auch für die stalinistischen Regime der Ostblockstaaten, die einerseits von den Sowjets an der Macht gehalten wurden, andererseits aber in dem bescheidenen Rahmen, den das Machtgefälle zulieÃ, durchaus auch auf eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber den sowjetischen Oberherren bedacht waren - nicht um ihren Völkern mehr Freiheit zu verschaffen, sondern um die eigene totalitäre Macht auszubauen. In diesem Zwiespalt lebten die stalinistischen Regime bis zu ihrem Ende.
Die DDR befand sich dabei als deutscher Teilstaat an der Frontlinie der Blöcke in einer sehr speziellen und besonders schwierigen Lage. Die Mehrheit der DDR-Bevölkerung verglich sich selbst, ihre Lage und ihren Lebensstandard eben nicht mit Polen, der Tschechoslowakei oder gar der Sowjetunion, sondern mit der Bundesrepublik. Und der DDR fehlte das, worauf die anderen Warschauer-Pakt-Staaten im Zweifelsfall zu ihrer Legitimation zurückgreifen konnten: die eigene Nationalstaatlichkeit. Zwar hatte die DDR anfangs noch eine gesamtdeutsche Vision gehabt, hatte sich als Keimzelle eines künftigen sozialistischen Gesamtdeutschland verstanden: "Deutschland, einig Vaterland" hieà es in der DDR-Hymne. Aber davon war später nicht mehr die Rede. Die westdeutsche Wiedervereinigungs-Rhetorik wurde - jenseits aller revolutionären Aufbruchstimmung - mit der Forderung nach Anerkennung der Realitäten zurückgewiesen.