Frage:
Habe das im Geschichtsunterricht nicht mit bekommen?
woko51
2009-01-15 00:45:24 UTC
Wann und wieso wurde das israelische Volk denn aus dem Gebiet vertrieben, in das es nach dem 2. Weltkrieg als tickende Zeitbombe wieder eingepflanzt wurde - in seine "alte Heimat"? Wir haben im Geschichtsunterricht nur 1mal Cimbern und Teutonen gemacht und danach 5 Jahre lang immer das gleiche: die bösen Nazis.
Vier antworten:
Musiker
2009-01-15 11:43:46 UTC
Eine große jüdische Diaspora (in der Fremde lebende Juden) hatte sich bereits durch die Babylonische Gefangenschaft gebildet: im Jahr 586 v.Chr. hat das babylonische Reich die Reste des einst von den Königen Saul und David gegründeten israelitischen Königreiches vernichtet und die israelitische Oberschicht ins Exil nach Babylon (in das Gebiet des heutigen Irak) verschleppt. Nach der Vernichtung des babylonischen Reiches durch die Perser 520 v.Chr. durften die exilierten Juden wieder in die alte Heimat zurückkehren; viele blieben jedoch in Babylonien.



Nach einer wechselvollen Geschichte unter persischer, danach griechischer Herrschaft und einer relativ kurzen Periode staatlicher Selbständigkeit wurde Israel bzw. dessen Kernland Judäa römische Provinz (Eroberung Jerusalems durch die Römer 63 v.Chr.).



Gegen die römische Herrschaft gab es immer wieder Aufstände. Die religiös-politische Partisanenbewegung der Zeloten bekämpfte die Römer mit Waffengewalt. Ihr Kampf richtete sich gleichzeitig auch gegen diejenigen Juden, die mit den Römern zusammenarbeiteten. Das galt zum Beispiel für den König Herodes, der von den Juden allgemein als Handlanger der Römer gehaßt und verachtet wurde, aber auch für die Sadduzäer, die führende Partei im Hohen Rat (dem höchsten religiösen und politischen Gremium im römisch besetzten Israel), die theologisch konservativ waren und politisch - in durchaus realistischer Einschätzung der Machtverhältnisse - darauf setzten, sich mit den Römern zu arrangieren, und die als Angehörige der Jerusalemer Oberschicht dabei selber gewiß auch nicht schlecht lebten.



Im jüdischen Krieg 66-73 n.Chr. versuchten die Judäer, die römische Herrschaft abzuschütteln. Führend waren hier wiederum die Zeloten (fanatische Gotteskrieger). Im Jahr 67 rückten die Römer in Galiläa (Nord-Israel) ein und schalteten eine Reihe Widerstandszentren aus und besetzten weitere Orte im Umland Jerusalems. Angesichts der sich zuspitzenden römischen Gefahr spitzte sich die Lage auch in Jerusalem zu; ein Bürgerkrieg brach aus, in dem letztlich die radikalen Zeloten die Oberhand gewannen und mit Terror herrschten.



Auch in Rom brach nach dem Selbstmord Kaiser Neros im Jahr 68 ein Bürgerkrieg aus, in dem sich Vespasian durchsetzte und neuer Kaiser wurde. Er beauftragte seinen Sohn Titus mit der endgültigen Niederwerfung des jüdischen Aufstandes. Titus begann mit der Belagerung Jerusalems im Frühjahr 70. Die Kämpfe waren hart und erbittert und wurden unvermindert weitergeführt, als die Römer schon in der Stadt standen. Trotz Hunger, Seuchen und absoluter feindlicher Übermacht dachten die Zeloten nicht an Kapitulation und bestraften jeden Wankelmut in den eigenen Reihen mit exemplarischer Härte. Auch Titus tat das Seinige dazu, daß der Kampf bis zum letzten bitteren Ende weitergeführt wurde, indem er jüdische Überläufer verstümmeln oder kreuzigen ließ. Im August ging der Tempel in Flammen auf, im September fiel die Herodesburg als letzte Bastion der Verteidiger. Mit Morden und Plünderungen feierten die Römer ihren schwer errungenen Sieg. Nach der Einnahme Jerusalems setzten einzelne jüdische Burgen den Kampf noch einige Zeit fort; am längsten hielt sich die Festung Masada; sie fiel nach verzweifeltem Abwehrkampf Anfang 73; als der Kommandant Flavius Silva zum Sturm auf die Festung ansetzten, begingen die noch überlebenden Verteidiger bis auf den letzten Mann kollektiven Selbstmord.



Judäa wurde in eine kaiserliche Provinz umgewandelt, d.h. das Land hatte nun den Rechtsstatus kaiserlichen Eigentums. Durch den Krieg hatten die Juden den Tempel als ihr geistig-religiöses Zentrum und ihre politische Führung in Gestalt des Hohen Rates verloren. Anstelle der bisherigen Tempelsteuer mußten die Juden nun eine heidnische Steuer für den römischen Gott Jupiter entrichten. Die jüdische Religion als solche blieb jedoch erlaubt.



Während dieser Kämpfe sind viele Juden aus Judäa geflohen. Die Lage beruhigte sich jedoch wieder, die Jupiter-Steuer wurde von Kaiser Nerva (96-98) wieder abgeschafft.



In den Jahren 132-135 kam es jedoch zu einem erneuten Aufstand, der nach seinem Anführer Bar Kochba benannt werden. Der Auslöser für diesen hoffnungslosen Aufstand ist historisch nicht ganz eindeutig erkennbar; in Quellen aus jener Zeit werden der römische Plan, Jerusalem unter dem Namen Aelia Capitolina mit einem Tempel für Jupiter wiederaufzubauen und die jüdische Beschneidung zu verbieten, als Gründe genannt.



Bar Kochba war zunächst erfolgreich. Gegen seine Guerilla-Taktik kamen die Römer zunächst nicht an. Die Römer haben daraufhin den offenen Kampf vermieden und sich stattdessen darauf verlegt, die erbittert kämpfenden Judäer in ihren Höhlen und Verstecken einzuschließen und auszuhungern. Viele Männer, Frauen und Kinder sind in diesen Verstecken verhungert.



Der jahrelange Kleinkrieg verwüstete das Land, die Bevölkerung wurde drastisch dezimiert, unzählige Menschen gerieten in die Sklaverei, viele Rabbiner wurden hingerichtet. Jerusalem wurde in die heidnische Stadt Aelia Capitolina umgewandelt, in ihrer Mitte wurde ein Jupiter-Tempel gebaut. Juden durften ihre ehemals heilige Stadt nicht mehr betreten. Nach Flucht, Tod und Verschleppung großer Teile der jüdischen Bevölkerung wurde auch das Land mehr und mehr heidnisch und hieß jetzt auch nicht mehr Israel bzw. Judäa; als neuer Name der Provinz kam nun der Name Palästina in Gebrauch.



@woko51, hier die von Dir erbetenen ergänzenden Informationen:



Es hat in Palästina auch nach dem gescheiterten Bar-Kochba-Aufstand weiterhin Juden gegeben, jedoch nur als kleine Minderheit.

Im Jahr 312 trat der römische Kaiser Constantin zum Christentum über. Kaiser Theodosius I. (379-395) erhob das Christentum zur Staatsreligion. Das Judentum blieb religio licta (erlaubte Religion), wurde aber zahlreichen Beschränkungen und Benachteiligungen unterworfen.

Nach Theodosius I. zerfiel das Römische Reich in das Oströmische und das Weströmische Reich. Das Weströmische Reich ging 476 unter, das Oströmische Reich bestand weiter fort (in Resten bis zum Untergang Konstantinopels 1453).

Zu Beginn des 6.Jahrhunderts war der größte Teil der Bevölkerung Palästinas christianisiert.

In den (ost-)römisch-persischen Kriegen unterstützten Juden die Perser bei der Eroberung Jerusalems 614 und führten Pogrome gegen Christen durch; nach der oströmischen Rückeroberung Palästinas wurden viele Juden zwangsweise getauft.

Eine jüdische Rückwanderungsbewegung nach Palästina, wo längst andere Menschen lebten, hat es all die Jahrhunderte lang nie gegeben. Rabbi Hillel hatte das Judentum nach dem Ende des Tempels 70 n.Chr. ein Selbstverständnis und eine Frömmigkeit gelehrt, die ohne Tempel und Opferkult auskam und in der das Lernen und Befolgen des Gesetzes im Sinne der Liebe zu Gott und dem Nächsten die Erfüllung des Judentums sei.

Die arabische Eroberung beendete die römische Herrschaft über Palästina. Das Land wurde islamisch.



Zum neuzeitlichen Israel-Palästina-Problem:

Als gegen Ende des 19.Jahrhunderts u.a. als Reaktion auf wachsenden Antisemitismus in Europa der Zionismus (Theodor Herzl) als jüdische Rückwanderungsbewegung nach Palästina entstand, lebten dort nach eigenen zionistischen Angaben kaum mehr als 5000 Juden. Ein erster Wanderungsstrom um 1900 vor allem von Ostjuden verebbte jedoch bald wieder. Zu Beginn des 1.Weltkrieges lebten in Palästina 91% Araber und 9% jüdische Einwanderer.

Palästina befand sich damals noch unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches.

Um sowohl die Araber als auch die Juden als Verbündete zu gewinnen, versprachen die Engländer das Land beiden:

In der Korrespondenz zwischen Husein v.Mekka und dem britischen Hochkommissar McMahon im Jahr 1915 sagte die britische Regierung Palästina zusammen mit anderen arabischen Gebieten den Arabern zu. In der Balfour-Erklärung vom 2.November 1917 erklärte sie jedoch, sie begrüße „die Schaffung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina.“ Husein v.Mekka war erschüttert. England versuchte sich herauszureden.

Die Araber fürchten zu Recht, von der zionistischen Einwanderung immer weiter verdrängt zu werden.

1929 blutige Unruhen zwischen Juden und Arabern.

1933-1939 Aufstand der palästinensischen Araber gegen die britische Mandatsverwaltung, die der Forderung nach jüdischem Einwanderungsstop und Verbot weiteren Landtransfers an Juden nicht nachkommt. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen.

Nach dem Krieg massiver Einwanderungsdruck jüdischer Holocaust-Überlebender, den England, das der Lage in Palästina nicht mehr Herr wird, vergeblich zurückzudrängen versucht.

1947 Teilungsplan der UNO. Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt: zwei Drittel Araber, ein Drittel jüdische Einwanderer. Die UNO sprach 57% der Gesamtfläche des Landes den Juden zu, wobei innerhalb der den Juden zugesprochenen Fläche immer noch 90% arabischer Grundbesitz waren.

Die jüdische Seite nahm den Teilungsplan an, die arabische lehnte ihn ab.

1948 Proklamation des Staates Israel durch Ben Gurion. Die Staaten der Arabischen Liga erklären Israel den Krieg. Weitere israelische Eroberungen und israelischer Sieg. Ungefähr 750.000 Palästinenser fliehen oder werden vertrieben.

Nach der israelischen Eroberung des Westjordanlands im Sechstageskrieg 1967 auch dort zunehmende jüdische Besiedlung. 50% auch des Westjordanlandes sind heute in jüdischer Hand bzw. mit Nutzungseinschränkungen für die Araber versehen.
?
2009-01-15 16:13:03 UTC
das warn woll die bösen römer die die israeliten zur diaspora zwangen



und ja eben jene bösen nazis haben sie aus europa vertrieben( auch stalin usw. ..)

und somit in israel eingepflanzt wie du das so blumig (wahrlich blumig) ausdrückst
2009-01-15 09:37:08 UTC
Versuchs doch mal hier in Comicform:



http://rachel.israel.de/start.html
HPD
2009-01-15 14:54:37 UTC
Dafür, dass Du kein "Nazi" (Deine eigene Wortwahl !) sein willst, stellst Du aber auffallend viele provokante "Fragen", um ebensolche Reaktionen heraus zu fordern. Wie ich bereits als Antwort auf eine Deiner vorangegangenen Hetzschriften bemerkt habe : Ich erkenne einen Wolf, auch wenn er sich als Schaf verkleidet.



@Dein letzter Kommentar : Du bist einfach nur hohl.

Auf Grund Deiner 360° Seite hatte ich von Dir etwas mehr Niveau erwartet. Somit bewahrheitet sich mal wieder die These : Bildung schützt nicht vor geistiger Verarmung.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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