1880 war die Zeit der Puderperücken und stark geschminkten Damen längst vorbei. Sie endete mit der Französischen Revolution 1789.
Außerdem war das ein Privileg der adligen Gesellschaft, nicht des Bürgertums.
Es war die Gründerzeit. Da wurde schon gebadet, wenn man auch oft noch nicht ein eigenes Bad besaß, aber einen Raum, wo samstags eine Badewanne hineingestellt wurde. Außerdem gab es Waschständer, Waschschüsseln, oftmals auch aus Porzellan, und Krüge.
Reinlichkeit war für eine Dame wichtig.
Für den bürgerlichen Mann traten in dieser Zeit Attribute wie Intelligenz, Tüchtigkeit, Unternehmergeist in den Vordergrund. Der Frau hingegen wurde Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Dankbarkeit, Hingabe, Liebenswürdigkeit, Bescheidenheit, Demut, Keuschheit, Selbstaufopferung und bedingungslose Treue ihrem Gatten gegenüber zugeschrieben.
Um 1880 hatten Frauen des Bürgertums mit den Geschäften und Beschäftigungen ihrer Ehemänner nicht viel zu tun. Sie sollten ihren Haushalt reibungslos organisieren, die Kinder standesgemäß erziehen und ihre Gatten in der Öffentlichkeit elegant repräsentieren. Gerade weil Frauen mit Politik nicht in Berührung kamen, konnten sie sich der Kultur zuwenden. Bei der Erziehung der Mädchen legte man tatsächlich großen Wert auf die Vermittlung solcher Fähigkeiten: die Bildung umfasste musikalische Kenntnisse, literarische Belesenheit, gute Manieren, jedoch keine Fachausbildung.
Ein Auszug aus einem Konversationslexikon zum Stichwort „Bildung“ bestätigt dies: „Es kommt nicht darauf an, daß die Bildung der Gattin eine ausgedehnte sei, sondern vielmehr darauf, wie sehr sie ihre Ausbildung der ihres Gatten anzupassen verstehe, damit sich jede Schärfe seines Geistes glätte am Polierstein ihres Gemütes.“
Eine Dame aus dem Bürgertum der damaligen Zeit hatte zwar eine Schule besucht, aber durfte keinen Beruf erlernen oder studieren. Das galt als unschicklich.
Nur wenige Frauen durchbrachen diesen Kreislauf.
Wenn sie mit 14 Jahren die Schule verlassen hatte, dann lernten sie im Haus, was zu einem Haushalt dazugehörte.
Meist besaßen sie eine Gouvernante, die sie in Sprachen, Benehmen, Klavierspiel, feinen Handarbeiten und Haushaltsführung unterrichtete.
In der Zwischenzeit besuchte sie Feste und Bälle, um einen geeigneten Ehemann zu finden.
Das war äußerst wichtig, denn sonst lag sie als "Alte Jungfer" den Eltern und später einem anderen männlichen Verwandten auf der Tasche, wenn sie nicht selbst eine Beschäftigung als Gouvernante fand.
Mit der Öffentlichkeit kam sie nur selten in Berührung, denn die einzige Außerhausbeschäftigung, die man ihr zustand, waren karitative Tätigkeiten.
Sie unterstützten arme Familien, gründeten Heime u.a. für Kranke, alleinstehende Mütter und versorgten arme Leute mit Speisen. Sie als Hausfrauen kamen nämlich sehr oft mit Frauen aus dem Volke in Berührung: mit Dienstmädchen, Ammen, Wäscherinnen.
War ein Mädchen verlobt, ging sie oft zur zukünftigen Schwiegermutter, um dort zu lernen, wie sie ihren zukünftigen Ehemann am besten verwöhnen konnte, auch mit den Lieblingsgerichten.
Über große Summen eigenen Geldes verfügten die Damen nach der Verheiratung nicht. Sie bekamen vom Ehemann das Haushaltsgeld, über das sie Buch führen mussten und eine kleinere Summe Nadelgeld für kleine Ausgaben.
Sie leitete das Hauspersonal an, besprach die anfallenden Hausarbeiten mit der Haushälterin und den Speiseplan mit der Köchin.
Auch ererbtes Geld von den Eltern und die Mitgift ging in Deutschland auf den Ehemann über. In England war das etwas anders geregelt.
Oftmals war der Mann viel älter, denn er musste sich erst einmal eine Grundlage schaffen, um eine Familie standesgemäß zu versorgen.
Sexualität war ein Thema, über das nicht gesprochen wurde.
Die bürgerliche Dame sollte zwar Kinder zur Welt bringen, aber an der Sexualität keinen Spaß finden.
Meist fand das nur unter der Bettdecke und im Dunkeln statt.
Für sexuelle Vorlieben hatten die Männer ihre Geliebte oder die Bordelle.
Eine Dame hatte sich damit abzufinden. Falls sie ihrerseits untreu wurde, dann konnte sich der Mann scheiden lassen, denn sie hatte dann die Ehre des Mannes verletzt und ihn in der Öffentlichkeit bloßgestellt.
Die Frau wurde schuldig gesprochen, die Kinder ihr entzogen. Sie fristete dann ein ärmliches Leben.
Auffälliges Schminken und aufreizende Kleidung galt als absolutes Tabu. Lediglich etwas Rouge und etwas Puder waren erlaubt, um glänzende Hautpartien zu mattieren.
Eine Dame hatte in jeder Situatuation Haltung zu bewahren. Sie kannte die jeweiligen Vorlieben jedes Gastes und richtete sich danach auch in der Konversation.
Körperliche Leiden waren keine Themen, über die man sprach, denn auch die Erwähnung von Körperteilen und schon gar von denen, die sich unterhalb der Tischkante befanden, galt als unschicklich.
Man war auch nicht "schwanger". Man war "guter Hoffnung". Wenn es einer Dame nicht gut ging, dann hatte sie höchstens Migräne, oder ihr Leiden wurde dezent umschrieben.
Wenn sie ausging, dann waren Hut, Handschuhe und hohe Knöpfelschuhe Pflicht. Der Hals war bedeckt.
Eine verheiratete Dame trug die Haare der Mode ensprechend stets aufgesteckt.
Auch ein Korsett wurde in dieser Zeit getragen.
Ausschnitte an Kleidern und ausgeschnittene Schuhe waren nur zu Bällen erlaubt.
Auch beim Sitzen gab es Vorschriften. Die Beine durften nicht übereinandergeschlagen oder auseinandergestellt werden.
Die Knie wurden züchtig zusammengehalten.
Eine Dame hatte die "Zierde des Ehemannes und seines Hauses" zu sein.
Nachtrag:
Schon im 17. Jh. gab es Zeitschriften, die die neuste Mode verbreiteten.
Schon damals orientierte man sich an Paris.
In der Provinz ging natürlich alles etwas provinzioneller zu, aber man war trotzdem modisch orientiert und informiert, vor allem in der "besseren Gesellschaft", und das nicht erst seit 1880.
http://dic.academic.ru/dic.nsf/ger_enc/100217/Modezeitschriften
"Geschichte der deutschen Eisenbahn
Epoche II: 1840 bis 1880
Landerschließung, die Eisenbahn wird durchgesetzt.
In dieser Zeit wird die Eisenbahn als neues Verkehrsmittel überall in den deutschen Staaten (ab 1871 im Kaiserreich) durchgesetzt. Weigelt (1985, 24) spricht von der ersten "verkehrlichen Revolution", weil die Eisenbahn die früheren Transportmittel ablöst. Eisenbahnreisen wird zu einer neuen, weit verbreiteten Tätigkeit in vorher kaum vorstellbarem Ausmaß."
http://www.schule.de/bics/son/verkehr/eisenbah/geschich/egesch03.htm